Modelleisenbahnclub Stuttgart e.V.

Modelleisenbahnclub Stuttgart e.V.

Am 15. März 1947, fand unter der Leitung des verstorbenen Ehrenvorstandes Franz Spielhoff in der Gaststätte „Spittaecke“ in Stgt-West die Gründungsversammlung des Modelleisenbahnclub Stuttgart e.V. (MECS) statt. Wie „alten Hasen“ unter den Modelleisenbahnern bekannt, war dies jedoch nicht die einzige Vereinsgründung, deren Ursprung in Esslingen-Obertal – dem einstigen Wohnort von Franz Spielhoff – zu suchen ist. Die „Verkehrsfreunde Stuttgart e.V.“ (gegründet 1. November 1946) und der „Modelleisenbahnclub Esslingen e.V.“ (gegründet 9. November 1946) entstammen ebenfalls dieser Quelle.

Binnen kürzester Zeit zählte damals der MECS über 130 Mitglieder, die sich regelmäßig in der Stuttgarter Gaststätte „Torhospiz“ zum Gedankenaustausch trafen und größtenteils durch ihre Mitgliedschaft Vergünstigungen bei der Beschaffung von Bastelmaterial in dieser kargen Nachkriegszeit erhofften.

Für die 1. Deutsche Gartenschau, welche im Sommer 1950 im neu eröffnetem Ausstellungsgelände auf dem Stuttgarter Killesberg stattfand, entschloss sich der MECS, das ihm angetragene Projekt „Bau einer Freiland Modell-Eisenbahn-Anlage“ in Spur 0 zu übernehmen und zu betreuen. Ein Erfahrungsbericht hierüber ist in der Fachzeitschrift MIBA Nr.6 / Band III nachzulesen.

Von Anfang an war der MECS aktives Mitglied im 1949 gegründeten Dachverband „VDMEC“ (Verband deutscher Modelleisenbahnclubs). Als am 29. Juni 1958 sich die Modelleisenbahner im VDMEC in der Gründungsversammlung in Frankfurt/Main mit dem Verein „Eisenbahnfreunde Deutschlands“ zum neuen gemeinsamen Dachverband „BDEF“ (Bundesverband Deutscher Eisenbahn-Freunde) zusammenschlossen, war der MECS als einer der 38 Gründungsmitglieder daran ebenfalls aktiv beteiligt.

Einen Wendepunkt im bisherigen Vereinsleben markierte 1959 nach langen Jahren intensivstem, jedoch erfolglosen Bemühen der Bezug eines eigenen 108 m² großen Raumes in einem Hinterhaus in Stuttgart-Nord. Dieser Raum sollte dazu dienen, die satzungsgemäßen Ziele des Clubs (Erstellung einer Gemeinschaftsanlage für Ausstellungs- und Aufklärungszwecke) zu verwirklichen. Dass dieses erste MECS-Domizil im Frühjahr 1961 zugunsten eines 12-Familien-Wohnhauses abgebrochen werden sollte, wurde erst kurze Zeit später bekannt.

Mit Unterstützung der DB gelang es, einen frei werdenden Wählerraum der Oberpostdirektion Stuttgart (OPD Stuttgart) im Personenbahnhof Stuttgart-Untertürkheim zu erhalten, in dem der MECS dann über 30 Jahre lang bis zum Verkauf dieses Gebäudes residierte.

Die feierliche Eröffnung und (Wieder-)Inbetriebnahme der MECS-Clubanlage in S-Untertürkheim erfolgte durch den DB-Abteilungs-Präsidenten Dellmann am 20. Juli 1963. Seitdem fanden regelmäßig – meist zur Weihnachtszeit – öffentliche Vorführungen der Clubanlage statt, welche von einem überregionalen Stammpublikum immer sehr gut besucht wurden.

Gemäß seiner Satzung pflegt der MECS Gedankenaustausch und Kontakte nicht nur auf regionaler / nationaler Ebene, sondern auch auf internationaler Ebene:

  • durch Teilnahme/Mitwirkung an geeigneten Veranstaltungen, Messen und Ausstellungen,
  • durch Aufnahme und Pflege freundschaftlicher Beziehungen mit in- und ausländischen Vereinigungen gleicher Art,
  • und durch Veröffentlichungen geeigneter Artikel in der Fachpresse (z.B. Berichte über die Clubanlage in moderne eisenbahn Heft 10/71, BDEF-Jahrbuch 1984/2004, Eisenbahn-Magazin Heft 2/93, oder ausschnittsweise in diversen alba-Publikationen (modellbahn praxis), …).

Seit April 1993 befinden sich jetzt die Vereinsräume des MECS im unteren Zwischengeschoss der S-Bahn Station „Universität“, die in über 5.500 Arbeitsstunden in 30 Monaten aus Räumen im Stile „Baubeton pur“ errichtet wurden. Die bisherige Clubanlage musste an diese neuen Räume angepasst und teilweise von Grund auf neu erstellt werden.

Eine MECS-Attraktion ist seitdem das vereinsinterne Clubcafé, von dem sich eine einmalige Aussicht – von oben! – auf die Modellbahnanlage bietet!

Große Modellbahnanlage „H0 2L=“

Die Modellbahnanlage ist mit modernsten Sicherheitseinrichtungen nach DB-Vorbild ausgestattet. Den Fahrbetrieb steuern und überwachen fünf Personen an vier Stellpulten mit Hilfe eines zentralen Computers, der das Stellen der Weichen und Signale, sowie die Überprüfung der Gleisbelegung bewältigt. Damit dies alles reibungslos funktioniert, sind über 85.000 Meter Kabel verlegt worden. Unser ganzer Stolz sind die vollelektronischen Gleisbildstellpulte, die von Mitgliedern selbst entwickelt und gebaut wurden. In ihnen sorgen über 2.000 Leuchtdioden für vorbildgetreue Wiedergabe aller Betriebszustände: der Gleisbelegung, der gestellten Fahrstraßen und der automatischen, abschnittsweisen Auflösung der benutzten Fahrstraßen hinter dem fahrenden Zug.

Mehr als 75.000 Arbeitsstunden wurden seit 1959 bereits in den Aufbau, die Unterhaltung und die Erneuerung der Anlage investiert und noch ist kein Ende abzusehen, da auf möglichst naturgetreue Nachbildung – auch der kleinsten Details – ganz besonderer Wert gelegt wird. So ist es zum Beispiel ganz selbstverständlich, dass jeder Zug mit einer selbstentwickelten Zugschlussbeleuchtung ausgestattet ist. Oder dass beim Städtebau alle Häuser, – sofern sie nicht vollständig im Eigenbau gefertigt werden –, abgewandelt und angepasst werden, um ein harmonisches Gesamtbild nachzugestalten. Oder dass beim Geländebau Felsen modelliert werden, die sich vom Original nicht unterscheiden. Oder dass die Hintergrundkulisse selber gemalt wird. Oder, oder, oder …

Diverse Eigenentwicklungen (wie zum Beispiel Gleisbesetztmelder*, elektronische Fahrregler, Servo-Ansteuerung für motorische Weichenantriebe*, LED-Schlussbeleuchtungen*, …) gehören inzwischen schon seit Jahrzehnten zum MECS-Standard, werden regelmäßig weiterentwickelt und sind teilweise sogar als Bausatz (*) vor Ort erhältlich.

Zweimal wöchentlich, jeweils dienstags und freitags ab etwa 17:00 Uhr, treffen sich die Mitglieder des Vereins in den Clubräumen in der S-Bahn Station Universität, um je nach individueller Neigung in den einzelnen Arbeitsgruppen „Rahmenbau“, „Gleis-, Weichen- und Signalbau“, „Elektrik/Elektronik“, „Landschaftsbau“, „Fahrzeugpflege“ oder im „Clubcafe“ aktiv zu sein und dem gemeinsamen Hobby Modelleisenbahn zu frönen. Gäste sind dabei jederzeit herzlichst willkommen.

Doch nicht nur im Clubraum sind die MECS’ler aktiv: Gedankenaustausch und Kontaktpflege auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene gehören ebenso zum Rahmenprogramm des MECS. Selbstorganisierte ein- oder mehrtägige Exkursionen zu interessanten Bahnen des In- und Auslands, die Teilnahme an Studienfahrten befreundeter Vereinigungen dorthin sowie die Präsentation des umfangreichen Hobby Modelleisenbahn bei Messe-Veranstaltungen sind hier zu nennen.

Als weitere Höhepunkte in unserem „bewegten“ Vereinsleben wären zu nennen:

Guinness-Rekord „Modellbahnzug“

Seit dem 1. November 1993 hat der GUINNESS-Rekord „Der längste Modellbahnzug der Welt“ eine neue Dimension. Gemeinsam mit der Modellbahngruppe im Bundesbahn-Sozialwerk Stuttgart hat der MECS den Eintrag ins „Guinness-Buch der Rekorde“ geschafft. Hierbei schleppten zehn Güterzug-Lokomotiven der Baureihe 194 den schweren Zug von 2108 zweiachsigen Containertragwagen mit der Gesamtlänge von 242,42m über eine Distanz von exakt 35,14m, gemessen am letzten Wagen! Damit übertrafen man eine alte, in Kevelaer aufgestellte, Bestmarke in jeder Beziehung.

SOKO Stuttgart „Das Krokodil“

Ebenfalls auch die 128. Folge der Fernsehserie SOKO Stuttgart „Das Krokodil“, für die an zwei Tagen im April 2014 die Clubräume des MECS in ein Bavaria-Filmstudio umfunktioniert wurden, um dort mehrere Filmsequenzen drehen zu können. Ab 07:00 Uhr morgens rückte die Film-Crew an und brachte eine Unmenge an Material (Lampen, Stative, Kabel, Monitore, Kamerawagen und Gleise, etc…) in unsere Clubräume. Dazu kamen Beleuchter, Tontechniker, Maske, Regisseur, Kamerateam, Aufnahmeleitung, Schauspieler, … Gemäß Drehbuch wurde an mehreren Orten unserer Clubanlage gedreht (immer aus unterschiedlichen Blickwinkeln) bis alles stimmte: Licht, Bewegung, Text.

Und immer wieder schallte es durch unsere Räume: — Ruhe bitte, wir drehen! —

Baumaßnahme „Treppenturm“

Im Jahre 2007 mussten erneut die Weichen des MECS für die Zukunft neu gestellt werden, denn seit mehreren Jahren wurde bei der DB-AG über ein neues Sicherheitskonzept in den S-Bahn-Stationen diskutiert. Auch speziell für die MECS-Clubräume in der S-Bahn-Station Universität wurde ein Brandschutz-Gutachten erstellt, dessen Kernaussage die Errichtung eines 2.Rettungsweges enthielt. Der einzige Haken daran: der MECS hat „auf eigene Rechnung einen zweiten Rettungsweg zur Sicherstellung der Nutzung der Mietsache“ (= Clubräume) zu erstellen.

Auch wenn die gesicherte Finanzierung dieser existentiell notwendigen Baumaßnahme zum bislang größten finanziellen Kraftakt in unserer Vereinsgeschichte wurde, waren viele individuelle Spenden zur Reduzierung der benötigten privaten Fremdmittel dringend nötig. Denn der MECS wurde und wird durch keine öffentlichen Mittel gefördert. Die Erfolge des MECS beruhen einzig auf weitsichtiger, sparsamer Vereinsführung und fleißiger Mitarbeit der Mitglieder, wenn es um die Erreichung der gesteckten Ziele geht. In sehr offenen, harmonischen Gesprächen mit der DB AG hatte der Vorstand des MECS deshalb dann auch einen neuen Mietvertrag unterschrieben, der dem MECS sein jetziges Vereinsdomizil in der S-Bahn-Station Universität langfristig garantiert.

In dem Mehrzweckraum/Bücherei wurde nun halbseitig sowohl der vor Jahren mühsam eingebrachte Estrich als auch die Gipskarton-Zwischendecke wieder entfernt. Auf dem freigelegten Rohfußboden errichteten wir aus Mauersteinen eine feuerfeste Trennwand und betonierten zwei stabile Treppenpodeste, bevor im August 2009 es dann soweit war: Als nächster große Akt stand der Sägeschnitt durch die massive Betondecke und die Entsorgung dieses Materials an.

Die beauftragte Fachfirma rückte mit 5 Mann und der (Ketten-)Säge an. Auf einem Podest direkt unter der Decke waren von uns Behälter zum Auffangen des Kühlwassers postiert. Maximal 2 Tage sollte dieser Kraftakt dauern. Doch es kam ganz anders: der Beton wehrte sich massiv!

Am Tag 1 verhakte sich die Kette mehrfach ganz abrupt; zweimal ging dabei die Säge kaputt, es musste auf Ersatzteile gewartet werden. Mehrfach riss die Kette. So kamen wir nicht voran!

Am Tag 2 wurde auf viel kürzere Sägeschnitte umgestellt. Weitere Bohrlöcher waren dazu nötig. Auch das Kühlwasser nutzte diese zusätzlichen Wege nach unten, was wir alle nicht verhindern konnten.

Am Tag 3 verhakte sich der 1.Betonklotz beim Herausheben an mehreren durchtrennten spitzen Eisenträgern. Da waren die Fachleute erneut schwer gefordert. 14:30 Uhr war der Klotz endlich gehoben. 3 weitere Betonklötze folgten noch an diesem Tag. Das schlammhaltige Kühlwasser bändigten wir mit zusätzlichen Planen.

Am Tag 4 fehlten die MECS-Helfer!!! Nur zu zweit begannen wir, die restlichen 6 Betonklötze zu sägen, zu heben. Am Spätnachmittag versagte eine Absaugpumpe und ein Auffangbehälter lief kurzzeitig über. So wurde es dann 19:30 Uhr, bis der letzte Betonklotz gehoben war!!! Es folgte noch: Putzen/Aufräumen/Zugang zur Baustelle verschließen.

Nach dem gewaltigen Kraftakt des Deckendurchbruchs wurde in der jetzt nur noch halb so großen Bücherei der fehlende PVC-Boden wieder ergänzt, der Raum selbst frisch tapeziert und gestrichen, die gelieferte Feuerschutztüre montiert und anschließend in sämtlichen Clubräumen eine komplette Grundreinigung durchgeführt, um den feinen Baustaub wieder zu entfernen, der sich in allen Ritzen-Fugen-Ecken befand. Schlussendlich wurden dann im neuen Treppenturm noch die Elektro-Installationen durchgeführt, die restlichen Kühlwasserspuren beseitigt, die Wände verputzt und gestrichen, die beiden maßangefertigten Stahltreppen und Geländer montiert und der Pfeiler für den neuen Türsturz im Oberstock betoniert. Damit war dann das anvisierte Ziel, eine „geeignete dauerhafte Maßnahme zum Schutz unserer Gäste („2.Rettungsweg“) zu erstellen“, endlich erreicht.

Den Abtransport der 10 Betonklötze unseres Deckendurchbruchs (Gewicht jeweils ca. 850kg!) besorgte eine Fachfirma. Deren LKW besaß einen Spezialkran mit Teleskop-Arm, mit dem die Betonblöcke aus dem 10 Meter tiefer gelegenen Zwischengeschoss nach oben gehievt werden konnten. Nach den Vorarbeiten – Einrichten der Baustelle, Sperren der Treppe für den normalen Publikumsverkehr, Ausrichten des LKW, etc. – gingen die Spezialisten ans Werk und hievten die Betonblöcke nach oben in die zum Abtransport bereitgestellten Mulden. Binnen 2½ Stunden war alles erledigt.

Die MECS-Steuerung soll digital werden

Die über viele Jahre laufend weiterentwickelte Steuerungstechnik für unsere große Clubanlage erlaubt einen komfortablen und sicheren Fahrbetrieb, der auch den „Spielspaß“ daran – Dank vollelektronischer Gleisbildstellwerke – nicht zu kurz kommen lässt. Alle Fahrstraßen- und Blocksicherungen werden dabei von einem PC übernommen. Die entsprechende Software „MECS-Control“ wurde von einem Mitglied des MECS komplett selbst entwickelt.

Doch trotz guter Dokumentation würde es sehr schwierig bis unmöglich werden, dieses Wissen mindestens auf zwei weitere Mitglieder zu transferieren. Selbst wenn dieses Vorhaben gelänge, wären die Software und auch teilweise die Hardware dazu nach wie vor Unikate!

So wurde 2021 beschlossen, sich mit einer kommerziellen Digitalsteuerung zu befassen.

Erste Schritte

Zunächst galt es, den Markt zu sondieren und eine für unsere Erfordernisse leistungsfähige Hardware- und Software-Kombination zu finden.

Die Wahl fiel auf das modulare BiDiB-System von Fichtelbahn und das Steuerungssystem iTrain.

Mit dem Projekt „HOCHDORF“ wurde ein von unserer Hauptanlage unabhängiges Gleisnetz auserkoren. Dort wurden alle Gleisabschnitte doppelseitig getrennt und die Anschlusskabel der Gleisanschlüsse verdrillt über einen Vielfachstecker an ein Elektronik-Modul (bestehend aus Netzteil, Booster, Gleisbelegtmelder) geführt. Nach intensivem Fahrbetrieb konnte die Konfiguration technisch überzeugen.

Zwischenergebnis

Wie zu erwarten war, überzeugten die Fahreigenschaften der mit Decoder ausgerüsteten Fahrzeuge, deren Beschleunigungs- und Bremsverhalten sowie das punktgenaue Halten. Vermisst wurde jedoch von den Mitgliedern der gewohnte Stelltisch mit Tastern und Fahrreglern! Die Diskussion über ein passendes Betriebskonzept (mit mehr Automatikfunktionen, aber fehlende Stelltische) wird mit Sicherheit noch ein Thema bleiben.

Leider lassen sich diese positiven Ergebnisse nicht auf die weiteren Umstellungsschritte übertragen. Die Komplexität der MECS-Clubanlage erfordert – beziehungsweise erlaubt nur – eine schrittweise Umstellung mit Testphasen, in denen jederzeit eine Rückkehr zur analogen Steuerung möglich sein muss (Stecker-Kompatibilität).

… und daran arbeiten wir jetzt …

Wer noch mehr über den MECS erfahren möchte, oder wer sogar aktiv im Verein mitarbeiten möchte, ist an den Clubabenden (dienstags/freitags ab ca. 17 Uhr) herzlichst willkommen. Alternativ sei demjenigen auch die Homepage des Vereins empfohlen: www.mec-stuttgart.de