Am 11.10.2025 fand die diesjährige Bezirkstagung „Mitte“ in Schöfferstadt Gernsheim statt. Organisiert vom MEC-Gernsheim wurde das neue zentrale elektronische Stellwerk der Riedbahn in Gernsheim sowie die elektronisch gesteuerte Vereinsanlage „Schöfferstadt Hbf“ besucht.
Der gesamte Mittelabschnitt der Riedbahn zwischen Walldorf (bei Frankfurt) und Waldhof (bei Mannheim) wird von Gernsheim aus zentral gesteuert. Die Strecke ist für ETCS vorbereitet, aber mit dieser Technik für Hochgeschwindigkeiten noch nicht in Betrieb. Angestrebt wird dies mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2025.. Bis dahin ist die Höchstgeschwindigkeit der Züge auf 160 km/h begrenzt. Das gesamte Stellwerksteam, einschließlich der Leitung von dbinfrago aus Mainz, haben die Anlage und den Betrieb ausführlich erläutert. Es fand eine sehr rege und informative Diskussionsrunde statt.
Danach wurde die Anlage des MODELL-EISENBAHN-CLUB Gernsheim e.V. besucht. Die Vereinsanlage „Schöfferstadt Hbf“ besteht aus einem 10-gleisigen Hbf mit Bahnsteigen von ca. 4 m Länge, einer 8-stöckigen z.T. 4-gleisigen Wendelanlage zu 3 großen darunter liegenden Schattenbahnhofsebenen, weiteren Strecken in einen Nebenraum sowie eine Panorama-Strecke, die in eine „Spielstrecke“ für Mitglieder und Publikum umgewandelt werden kann.
Die Hauptanlage wird über ein System mit einem Rechner und einem Softwareprogramm mit Railware vollautomatisch über eine CS 2 gesteuert. Alle Zugabläufe werden im elektronischen Gleisbild mit Zugnummer und Standort dargestellt. Sämtliche Funktionen können vom Fahrdienstleiter („Zugverkehrssteuerer“) jedoch beeinflusst werden. Die vom Steuerungsplatz nicht einsehbaren Weichenstraßen können mit einem Kamerasystem eingesehen werden. Damit kann auch in den Schattenbahnhöfen optisch überwacht werden, ob die Züge „grenzzeichenfrei“ angehalten haben. In den Schattenbahnhöfen erfolgt ein fliegender Wechsel. Bei Einfahrt eines Zuges wird ein dort wartender Zug zur Weiterfahrt veranlasst. Bei Fahrten über 3 Ebenen und durch 10 Schattenbahnhöfen findet ein ständiger Zugwechsel statt. Da der Wechsel zufällig erfolgt, kann es sehr lange dauern, bis ein Zug wieder in den Hbf zurückkehrt.
Die Stromversorgung der Hauptanlage erfolgt über 4 Geräte der Fa. Massoth mit jeweils 4 eingebauten Boostern. Damit können auch in der Wendelanlage selbst extrem lange Züge bei Halt aus dem Stand heraus in der Steigungsstrecke anfahren und ihre Höchstgeschwindigkeit erreichen. Egal, wie viele Züge sich dort gleichzeitig aufhalten und fahren.
Die Geschwindigkeiten der Züge sind für Zug und Strecke individuell eingerichtet. Auf der Wendelstrecke können z.B. Züge mit Geschwindigkeiten von 60 bis 300 km/h fahren. Die durchschnittliche Regelgeschwindigkeit liegt bei 120 km/h. Anfahren und Bremsen erfolgt in Kriechgeschwindigkeit. Haltepositionen sind Zentimetergenau berechnet.
Gleisbild und Kameraaufnahmen sind auf zwei großen senkrecht angeordneten Bildschirmen im Raum des Fahrdienstleiters dargestellt. Beide Bildschirme werden zusätzlich gespiegelt, sodass alle Zugbewegungen auch direkt an der Anlage eingesehen werden können.
Ein zweiter Anlagenteil, zu dem eine Gleisverbindung besteht, kann separat betrieben und gesteuert werden. Dieser Anlagenteil kann über einen „A-B-C Schalter“ quasi „im Handumdrehen“ zweipolig von Analog auf Booster oder auf die Centralstation CS 3 umgeschaltet werden. Auf diesem Anlagenteil kann jeder auch mit eigenen Fahrzeugen im Spielbetrieb Züge fahren lassen und selbst steuern.
Alle Abstellgleise können 2-polig abgeschaltet werden. Damit kann bei Analogbetrieb jede Lok auf der Strecke einzeln gesteuert werden. Im Booster-Betrieb (Massoth-Booster und CS 2) können alle Funktionen über das Railware Hauptprogramm gesteuert werden. Das gesamte Gleisbild ist in der Hauptanlage integriert. Bei „C“ erfolgt die Steuerung direkt über die CS 3. In diesem Fall kann sich jeder Anwender mit seinem eigenen Handy mittels QR-Codes direkt auf der CS 3 einschalten und sämtliche Züge selbst steuern.
Die Weichen auf diesem Anlagenteil werden über einen gesonderten Booster versorgt. Dieser kann wahlweise an der CS 2 oder der CS 3 angeschlossen werden. Je nach Anschluss können dann die Weichen entweder über das Railware-Programm oder per Handy über die CS 3 geschaltet werden.
Die Bezirkstagung des BDEF Bezirk Mitte fand im speziell bereitgestellten Seminarraum in der Stadthalle Gernsheim statt. Leider war bei ausreichendem Platzangebot die Teilnehmerzahl überschaubar. Es wurden aktuelle Probleme des Vereinslebens diskutiert.
Text: Volker Raddatz, 1. Vorsitzender MEC Gernsheim e.V.
Fotos: Daniela Schön, MEC Gernsheim e.V.



